der gegenwärtige moment

Ein paar Gedanken zum Thema Achtsamkeit.

„Achtsamkeit“ ist in aller Munde, überall kann man darüber lesen, sich darüber informieren. Es gibt tausende Bücher, Podcasts, Videos, Zitate und Texte darüber. Eigentlich, wenn ich es mir recht überlege, macht es da wenig Sinn, dass auch ich noch ein paar Worte über dieses Thema verliere. ABER… da ich von der Landfrauenvereinigung Appenzell Ausserrhoden angefragt wurde, einen Programmteil zum Thema Achtsamkeit und achtsame Bewegung zu leiten, möchte ich hier in diesem Blog die für mich wichtigsten Punkte hervorheben.

Achtsamkeit hilft uns fokussierter und entspannter zu sein. Achtsamkeit ist diese auf den Moment fokussierte Aufmerksamkeit. Es tönt so einfach, aber dennoch ist es immer wieder sehr herausfordernd, dies in den Alltag zu integrieren. Wie schnell geschieht es, dass man etwas tut, ohne sich im bewusst darüber zu sein. Den Kaffee am Morgen bewusst zuzubereiten und zu trinken – so einfach oder doch nicht? Wir neigen dazu, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen (Multitasking) und werden schnell von unseren Gedanken abgelenkt.

Achtsamkeit ist der Schlüssel zum Glücklichsein. Wer achtsam durchs Leben geht, kann den gegenwärtigen Moment mehr geniessen und lernt, auf schwierige Situationen besser zu reagieren. Somit steigert die Achtsamkeit auch die Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit). Allein schon das Thema Resilienz würde einen eigenen Blogartikel geben ;-).

Ein achtsamer Umgang mit sich selbst ist die Basis. Es fördert das Selbstvertrauen und hilft einem dabei, in sich selbst zu ruhen, besser zu entspannen, besser zu schlafen und den Alltag gelassener zu bewältigen.

Meine Alltagstipps für einen achtsameren Lebensstil:

  1. Morgenroutine, auch wenn es nur 5-10 Minuten sind. Zum Beispiel achtsames Duschen oder achtsame Zubereitung des Kaffees. Bewusste Zeit für sich alleine nehmen, ein kleines Zeitfenster der Stille, der bewussten Atmung, Meditation oder achtsame Bewegungen.
  2. Dankbarkeitsübung: sich direkt nach dem Aufstehen überlegen und notieren, für was man dankbar ist. Am besten das Notizheft direkt neben das Bett legen (es gibt z.B. das 6-Minuten Tagebuch, welches ich sehr empfehlen kann).
  3. Eine Intention für den Tag setzen, eine positive Absicht und somit mentale Einstellung für den Tag. Zum Beispiel: „Heute werde ich das Vorstellungsgespräch mit Freude und Leichtigkeit meistern.“
  4. Bewusste Atempausen einführen. In stressigen Situationen ist die bewusste Atemarbeit noch viel wichtiger. Zu sich selber folgende Worte sagen: beim Einatmen «Lass», beim Ausatmen «Los». Oder einfach bewusst in den Bauch atmen und die Ausatmung verlängern.

 

Die sieben Säulen der Achtsamkeit nach Jon Kabat-Zinn

Um in die eigene Mitte zu kommen und ein liebevolles, achtsames Leben führen zu können, sollte man folgende Punkte in den Alltag integrieren:

  1. Nicht werten: Beurteile bzw. verurteile niemanden, denn du kennst die Situation der anderen nie genau.
  2. Geduld: Habe Geduld mit dir selbst und deinen Mitmenschen und lasse dich nicht von Emotionen mitreißen. Die Dinge entfalten sich in ihrem eigenen Tempo, interveniere nicht vorzeitig.
  3. Anfängergeist: Bewahre den Geist des Anfängers, das heißt, nimm die Welt um dich herum wie ein Kind wahr, also ganz unbefangen. Dadurch erschließen sich dir völlig neue Dinge.
  4. Vertrauen: Übe dich in Vertrauen, denn durch Misstrauen zieht man negative Menschen und Dinge an.
  5. Nicht nach etwas streben: Nimm dich dort wahr, wo du gerade bist. Es gibt keinen Ort, an den es zu gehen gilt, es gibt nichts zu tun und nichts zu bekommen. Das scheint unendlich schwer, doch es ist ein Innehalten und Erleben des jetzigen Moments.
  6. Annehmen: Akzeptiere was ist. Hör damit auf, die Dinge und Menschen anders haben zu wollen. Das ist keine Resignation, sondern ein ruhiges Betrachten ohne Manipulation. Genau dadurch können sich die Umstände verändern.
  7. Loslassen: Übe das Loslassen. Festhalten ist leicht, loslassen erfordert Übung. Beginne mit kleinen Dingen in deinem täglichen Leben, zum Beispiel mit dem Aufgeben einer alten Gewohnheit, dann mit etwas Größerem. Je mehr du loslassen kannst, desto einfacher wird das Leben, denn du verlierst in Wirklichkeit nichts, sondern gewinnst dich selbst dabei.

 

Für mich ist es ein tägliches Lernen. Ich schule mein Bewusstsein und integriere die Achtsamkeit immer wieder liebevoll in den Alltag. Natürlich klappt es nicht immer gleich gut. Meine Erkenntnis ist, mich nicht dafür zu verurteilen, wenn die Umsetzung nicht immer so geschmeidig klappt ;-).

In diesem Sinne, wünsche ich dir viele achtsame Momente des Staunens und der Selbstfürsorge.

Gais, 1. November 2022